Blog – Sophie Andrä

Wer bist du?

Ich bin Sophie Andrä, 24 Jahre alt und verbringe 7 Monate in Kanada.

Was machst du beruflich?

ich habe eine Ausbildung zur Landwirtin gemacht und danach meinen Bachelor in Agrarwirtschaft. Aktuell bin ich Angestellte mit leitender Position.

Warum gerade dieses Land?

Dieses Land, weil mich die weite des Landes schon immer beeindruckt hat und ich die Mentalität der Leute mag. Außerdem ist die Landwirtschaft sehr anders als in Deutschland. Dieser Betrieb, da ich es gut finde, in einem Familienbetrieb zu sein , weil man da alles mit machen kann und auch mal die Zeit hat Dinge zu hinterfragen.

Worauf freust du dich am meisten?

Ich freue mich auf die vielen unterschiedlichen Erfahrungen, die Diversität zu Deutschland, die Leute/ neue Leute kennen zu lernen

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#Blog 3

Nach der Ernte ist vor der Heimreise

Und da ist die Ernte auch schon vorbei…sehr arbeitsintensive, aber dennoch lustige und spannende Wochen gehen für mich so langsam zu Ende. Gegen Ende des Augusts haben wir mit der Ernte angefangen. Normalerweise ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht daran zu denken, aber durch die Trockenheit hatten wir keine Wahl – es musste also schnell losgehen! Den Hafer haben wir schon vorher siliert. Angefangen haben wir mit den Erbsen, die dieses Jahr nicht so leicht zu ernten waren, da sie nicht besonders gut gewachsen sind und daher sehr kurz waren. So war es nicht möglich, die Ernte mit dem Schneidewerk zu bewerkstelligen. Also haben wir es nicht auf “normalen” Wege gemacht, sondern mussten die Erbsen zuerst mit dem Schwadmäher mähen und dann mit dem Drescher mit dem Pick-up dreschen. So hatten wir viel mehr Aufwand als üblich.

Nach den Erbsen ging es mit Weizen und Gerste weiter. Danach kam der Raps und zum Schluss der Lein. Die größten Unterschiede zu der deutschen Ernte waren für mich, dass hier alles nochmal reif gespritzt wird und dass der Raps, bevor er gedroschen wird, auch mit dem Schwadmäher gemäht wird und mindestens zehn Tage auf Schwad liegt und abreifen kann. Der Raps ist hier auch die Ausnahme, was das Spritzem angeht. Er wird in diesem Fall nicht gespritzt, weil das Mittel zu teuer ist. Das war für mich eine ganz neue Erfahrung – so habe ich Raps vorher auch noch nicht geerntet. Allgemein war es eine spannende Zeit und ich habe das Drescher-Fahren sehr genossen, trotz der teilweise sehr langen Arbeitstage mit vierzehn bis sechzehn Stunden.

Die Sonnenuntergänge und allgemein die Natur haben die dauerhafte Müdigkeit auf jeden Fall wieder gut gemacht! So atemberaubend – ich habe die Abendstunden auch da genossen. Mittlerweile habe ich auch gelernt, die großen LKWs zu fahren und kann mir selbst mit vielem helfen, falls Probleme auftreten. Die Erträge waren – wie zu erwarten -schlechter als die letzten Jahre, aber trotzdem etwas besser, als wir nach dieser trockenen Zeit insgesamt erwartet hätten.


Ende September ging es auf das Ende der Ernte zu und alles wurde in den Hochsilos auf der Farm eingelagert. Jetzt blieben nur noch zwei Aufgaben übrig: Einmal die Gerstenstrohballen und die Leinstrohballen vom Feld auf die Farm zu bringen und zweitens einmal über alle Felder mit dem Striegel zu fahren. Somit ist es jetzt wieder etwas entspannter auf dem Betrieb und alle haben etwas mehr Freizeit. Und wenn das alles geschafft ist, geht es für mich auch schon wieder nach Hause. Die Zeit verging hier so unfassbar schnell, dass ich kaum glauben kann, dass meine sieben Monate schon bald wieder vorbei sind! Aber bis es zurück in die Heimat geht, werde ich die restliche Zeit noch intensiv mit meiner Gast-Familie genießen.

#Blog 2

Trockenheit, Ernte und der erste Urlaub

Es ist einige Zeit seit dem letzten Update vergangen. Ich bin sehr in die Farmarbeiten eingespannt und lerne und erlebe jeden Tag Neues. Nach dem Drillen habe ich noch auf einigen Flächen Steine gelesen und sie dann gewalzt. Anfang Juni haben wir die Kühe auf die Weide geschafft, wodurch dann das morgenliche Füttern wegfiel. Des Weiteren stand im Juni die Herbizidbehandlung auf dem Plan – wir haben die Herbizide auf unseren Flächen ausgebracht, um einer möglichen Pilzentwicklung vorzubeugen. Da hatte die Pflanzenschutzspritze noch ihre breiten Reifen drauf – nach den Herbizidbehandlungen haben wir die Reifen der Spritze gewechselt. Sie hat dann schmalere Räder draufgezogen bekommen, damit beim Spritzen von den Fungiziden weniger Schaden im Bestand ensteht. Jedoch kam es gar nicht dazu, da es immer noch sehr trocken ist und sich dadurch keine Pilze entwickeln. So hat die Trockenheit sogar etwas Positives.

Aber nicht nur die Pilze entwickeln sich nicht, auch die Pflanzen sind alle sehr klein und haben mit der anhaltenden Hitze zu kämpfen. Anfang Juli ging dann die Heuernte los, die zum Glück besser ausgefallen ist, als wir dachten. Wir haben die Ballen zusammen bekommen, die wir über den Winter brauchen. Hier werden die Wiesen alle nur einmal gemäht und es wird kein zweiter Schnitt gemacht. Anders ist auch, dass wir das Heu nicht gewendet, sondern nur geschwadet haben.

Das hieß also minimaler Aufwand: mähen – trocknen lassen – schwaden und pressen. Ich durfte davon jeden Arbeitsgang auch mal machen. Der größte Unterschied für mich war, wie wir das Heu vom Feld auf die Farm transportiert haben. Nicht etwa mit Traktor und Anhänger oder Lkw und Anhänger – nein mit dem Pickup und einem flachen Anhänger. Das war eine ganz neue Erfahrung für mich. Nach der Heuernte habe ich viele kleine Dinge erledigt, die so auf einer Farm anfallen – Landwirten wird eben nie langweilig, egal in welchem Land!

Ende Juli habe ich dann eine Woche Urlaub gemacht. Ich bin mit einer Bekannten über Edmonton nach Jasper, durch den Nationalpark der Rocky Mountains nach Banff gefahren. Über Calgary ging es dann wieder nach Hause. Es war ein sehr schöner Urlaub und ich habe wieder ein bisschen mehr vom Land gesehen. Etwas schade war es, dass die “Rockies” durch die aktuellen Waldbrände in B.C sehr verraucht waren. Auch dort kämpfen die Wälder mit der Trockenheit. Aber alles in allem war die Landschaft trotzdem sehr beeindruckend, vor allem diese azurblauen Seen. Daran konnte ich mich nicht satt sehen! Auch schon vor meinem Urlaub, an meinen freien Wochenenden, konnte ich das Land ein bisschen erkunden und viele schöne Orte sehen, die man als normaler Urlauber nie sehen würde.

#Blog 1

"Ich will die Diversität in der Landwirtschaft kennenlernen und mag die Mentalität der Kanadier"

Ein Jahr später als geplant, aber mit umso mehr Zuversicht und Lust bin ich in mein großes Abenteuer „Kanada“ gestartet. Nach einem sehr entspannten Hinflug von Berlin über Amsterdam nach Calgary kam ich nach 24 Stunden wach in meinem Domizil für die nächsten drei Tage ein – das Quarantänehotel. Nachdem ich diese Zeit überstanden habe, holte mich meine Gastmutti ab und wir haben uns auf die sechsstündige Autofahrt nach Lloydminster begeben. Die restliche Quarantänezeit verbrachte ich in einem eigenen kleinen Haus von Freunden meiner Gastfamilie.

Als diese Zeit endlich überstanden war, bin ich zu meiner Gastfamilie ins Haus gezogen. Die Farm, auf der ich arbeite, ist in der Nähe von Lloydminster und ca. 3000 Acres groß, also knapp 1200 Hektar. Zudem gehören noch ca. 60 Mutterkühe plus Aufzucht dazu. Es ist ein Familienbetrieb, somit bin ich die einzige Angestellte und bewirtschafte alles mit meinem Gastvater allein. In stressigen Zeiten hilft sein Vater auf der Farm mit.

Die ersten vierzehn Tage meiner Arbeit bestanden daraus, die Maschinen einsatzbereit zu machen für die Drillsaison und die letzten Abkalbungen zu überwachen. Ende April haben wir dann mit dem Drillen bekommen. So zeitig wie noch nie, denn normalerweise wird erst um den zehnten Mai damit begonnen. Der frühe Start ist vor allem der Trockenheit geschuldet, hier hat es seit November nicht mehr richtig geregnet.

Meine Aufgabe in der Zeit war es, die Drille zu fahren. Erst war es recht ungewohnt ein so großes Gespann zu fahren, aber nach kurzer Zeit hatte ich mich daran gewöhnt und viel Spaß beim Drillen – trotz der langen Tage. Nach der stressigen Säzeit ist es jetzt wieder etwas ruhiger und wir haben wieder normale Arbeitstage und machen die Nachbereitung der Felder. Das heißt: Steine lesen und die Saat anwalzen.

Meine Erwartungen bzw. Vorstellungen von der Arbeit hier wurden erfüllt: Große Maschinen, große Arbeitsbreiten, große Felder. Außerdem bin ich sehr froh, auf einem Familienbetrieb zu sein, da dort auch mal Zeit ist, etwas genauer hinzusehen und zu hinterfragen, wie dort gearbeitet wird, hinter die Kulissen in die Dokumentation zu schauen und in das Familienleben involviert zu sein. Das genieße ich wirklich sehr! 

Ich freue mich schon auf viele weitere, spannende Erlebnisse und Momente in den nächsten Monaten.

Schorlemer Stiftung des Deutschen Bauernverbandes e.V.
Claire-Waldoff-Straße 7
10117 Berlin

Tel.: 030  31904 – 213