Ein Erfahrungsbericht von Gesa Jäger
Mein Name ist Gesa, ich komme aus Sachsen und bin 18 Jahre alt. Nach meinem Abitur im Juli 2023 habe ich beschlossen, ins Ausland zu gehen, um mir selbst die Möglichkeit zu geben, vor meinem Studienbeginn meine Interessen und Fähigkeiten besser kennenzulernen. Mit den zwei Bedingungen „Arbeiten im Freien“ und „mit Tieren“ bin ich über Erfahrungsberichte meiner Familie bei der Schorlemer Stiftung gelandet. Nur wenige Monate später befinde ich mich nun im Nordwesten
Frankreichs, in der Bretagne. Auf dem Milchviehbetrieb „Ker Laezh“ (bretonisch für „Milchhaus“), welcher von zwei Gesellschaftern geführt wird, gibt es ca. 170 Holstein-Kühe, die von drei Melkrobotern gemolken werden. Die weiblichen Nachkommen werden selbst aufgezogen. Zudem wird auf 195ha Fläche Ackerbau betrieben.
Trotz meiner geringen Vorerfahrung, mit der ich in mein Praktikum gestartet bin, haben sich schnell Aufgaben gefunden, die ich selbstständig durchführen kann und so habe ich zügig meinen Platz im Betriebsalltag gefunden. Täglich kümmere ich mich um die Versorgung der Kälber, die routinemäßigen Aufgaben im Laufstall, und um die Überwachung der Melkroboter.
Da mein „Patron“ einer gemeinschaftlich aufgestellten Biogasanlage mehrerer Betriebe angehört sowie einen Maschinenring leitet, bekomme ich auch Einblick in diese Betriebe. Monatliche Veterinärbesuche zum Herdenmanagement und die alltäglichen Herausforderungen eines landwirtschaftlichen Betriebes lassen die Arbeit niemals eintönig werden. Besonders schätze ich das Bestreben des Unternehmens, seine Verfahrenstechniken und das Wohlbefinden des Tierbestandes stetig zu verbessern und sich professionell beraten zu lassen. Dies ermöglicht es mir, mit vielen Menschen aus dem Landwirtschaftssektor ins Gespräch zu kommen und für meine spätere Berufsentscheidung Erfahrungen zu sammeln.
Neben dem beruflichen Aspekt darf auf keinen Fall die Gastfreundlichkeit und Offenheit der Bretonen, im speziellen meiner Gastfamilie vergessen werden. Ich wurde aufgenommen wie ein Teil der Familie und nehme außerhalb der Arbeit am Lebensalltag teil. In Retiers, dem Dorf an dessen Rand sich der Milchviehbetrieb befindet, gibt es eine Menge Angebote für Sport, was eine gute Möglichkeit darstellt, sich mit gleichaltrigen zu verknüpfen. Mit der Autobahn gelangt man in einer
halben Stunde nach Rennes, der Hauptstadt der Bretagne.
Natürlich wird von keinem verlangt, mit astreinem Französisch nach Frankreich zu kommen, doch stimmt auf dem Lande noch weitestgehend das Klischee, dass die Franzosen nicht die Stärksten in der englischen Sprache sind. Obwohl meine Chefs und Kollegen Englisch oder sogar etwas Deutsch sprechen, geht an der französischen Sprache kein Weg vorbei. Doch keine Angst, selbst wenn die eigenen Kenntnisse noch bescheiden oder bruchstückhaft sind. Es hilft ungemein, einfach drauf los zu sprechen. Schon nach wenigen Wochen bemerkt man Verbesserungen! Und seien wir mal ehrlich:
Der französische Ausdruck „Oh la vache“ („la vache“ dt: „die Kuh“) steht für „Oh mein Gott“ oder „Oha” und passt einfach super, wenn man auf einem Milchviehbetrieb arbeitet.